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Sonntag, 7. Dezember 2025

NEXUS Phase 2: Wenn aus Kabelsalat ein echtes Messinstrument wird


Wie ein Rotary-Encoder, ein Start-Menü und eine korrekte Systemzeit den NEXUS vom Bastelprojekt zum Profi-Tool machten.

Es gibt diesen einen magischen Moment in jedem Hardware-Projekt. Der Moment, in dem man nicht mehr auf "Upload" klickt und betet, sondern das Gerät einfach einschaltet – und es funktioniert. Es begrüßt dich, es fragt dich nach Eingaben, und es macht seinen Job. Genau diesen Punkt hat das Projekt NEXUS heute erreicht.

Das fehlende Puzzleteil: Die Bewölkung
Der Dreh mit dem "Dreh"
Software-Update: Vom Logger zum Betriebssystem
Der Härtetest

Bisher loggte der NEXUS stur GPS-Positionen und Wetterdaten (Temperatur, Feuchte, Druck). Aber für meine Fledermausforschung fehlte ein entscheidender, subjektiver Wert: Die Bewölkung. In der Meteorologie misst man das in "Oktas" (0/8 bis 8/8). Aber wie sagt man einem Gerät ohne Tastatur, dass der Himmel halb bedeckt ist?

Die Lösung: Ein EC11 Rotary Encoder. Ein Drehknopf mit Taster. Klingt simpel, war aber eine Operation am offenen Herzen. Der Mikrocontroller (XIAO ESP32S3) hat nur extrem wenige freie Pins. Wir mussten tief in die "Pin-Matrix" des Expansion Boards eintauchen, um drei freie Leitungen zu finden (D0, D1, D3), ohne die SD-Karte oder das GPS zu stören. Allen Unkenrufen zum Trotz: Es hat gepasst!

Ich habe den Encoder auf eine eigene Lochraster-Platine gesetzt – mein eigener, kleiner "Hardware-Hack" für maximale Stabilität im Feld.

Mit der neuen Hardware musste auch der Code erwachsen werden. Wir haben dem NEXUS in Version 1.5 ein komplettes Start-Menü spendiert:

  1. Booten: Der NEXUS prüft selbstständig, ob die SD-Karte bereit ist.

  2. Setup: Er bleibt stehen und bittet mich, die Bewölkung einzustellen. Ein Dreh am Rad, ein Klick zur Bestätigung.

  3. Multitasking: Während ich das tue, sucht er im Hintergrund bereits Satelliten.

  4. Time-Sync: Das war die Kür. Der NEXUS nutzt jetzt die Atomzeit der GPS-Satelliten, um seine interne Systemuhr zu stellen. Endlich haben die CSV-Dateien auf der SD-Karte nicht mehr das Datum "01.01.1980", sondern den exakten Zeitstempel der Aufnahme.

Vorhin lag der NEXUS für 10 Minuten draußen. Das Ergebnis? Eine CSV-Datei wie aus dem Lehrbuch. Saubere Koordinaten, präzise Umweltwerte und – in der letzten Spalte – meine manuell eingegebene Bewölkung.

Der "Prototyp" auf meinem Schreibtisch sieht vielleicht noch wild aus, aber im Inneren schlägt jetzt das Herz eines präzisen wissenschaftlichen Instruments. Phase 2 ist abgeschlossen. Der Wald kann kommen.

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