Ein Erfahrungsbericht über Technik, Frust und den Willen, präzise Daten zu sammeln.
Als Maschinenschlosser und Naturfotograf habe ich zwei Grundsätze: Dinge müssen funktionieren, und Aussagen müssen präzise sein. In meiner Forschung rund um Fledermäuse nutze ich High-Tech-Equipment wie den TeensyBat und den BatDetect2. Aber mir fehlte ein entscheidendes Puzzleteil: Der Kontext.
Wenn eine Fledermaus ruft – wie kalt ist es genau in dieser Sekunde? Wie hoch ist die Luftfeuchtigkeit? Wie stabil ist der Luftdruck? Wo genau stehe ich? Es gibt Logger auf dem Markt, aber keinen, der exakt das tut, was ich brauche. Also beschloss ich: Ich baue den NEXUS.
Die Zutaten (oder: Das theoretisch perfekte Setup)
Phase 1: Die Dunkelheit und der "SD FEHLER"
Phase 2: Das blinde GPS
Phase 3: Der 8.760277129.40-Schock
Phase 4: Der finale Schliff
Das Ergebnis
Der Plan klang simpel. Man nehme:
Einen Seeed Studio XIAO ESP32S3 (klein, leistungsstark).
Das passende Expansion Board (mit OLED-Display, SD-Slot und RTC).
Ein AIR530 GPS-Modul für Position und Zeit.
Einen BME680 Sensor für Temperatur, Feuchte, Druck und Gaswerte.
Alles zusammenstecken, Code hochladen, fertig. Dachte ich.
Die Realität holte mich schnell ein. Der erste Upload endete mit einem schwarzen Display. Der XIAO ist ein komplexer Chip – er wartete auf eine USB-Verbindung, die im Feldeinsatz gar nicht existiert. Nachdem das Display endlich leuchtete ("NEXUS START..."), kam der nächste Endgegner: Die Speicherkarte.
SD Initialization failed!
Tagelang kämpfte ich mit diesem Fehler. Ich habe Sketche gelöscht, Bibliotheken getauscht, Pins umdefiniert. Die Lösung war tief in der Hardware-Architektur vergraben: Der ESP32S3 benötigt auf diesem Board eine explizite Zuweisung der SPI-Pins (D8, D9, D10). Ohne diese Zeilen im Code ist der SD-Slot tot. Als zum ersten Mal "SD OK" auf dem winzigen OLED erschien, war das ein größerer Dopamin-Kick als manches Foto.
Das Display lief, die Karte schrieb. Aber das GPS schwieg. Die blaue LED blinkte, der Code empfing Daten ("RX Bytes"), aber die Koordinaten blieben hartnäckig auf 0.00000.
Ich lernte, dass GPS-Module Diven sind. Eine Keramik-Antenne darf nicht auf dem Kopf liegen. Und ein "Cold Start" (der erste Satelliten-Fix nach langer Zeit) braucht Geduld. Viel Geduld.
Ich stand 15 Minuten im Garten, den Nexus in der Hand, und starrte auf eine kleine LED. Als sie endlich von Blau auf Grün wechselte ("Fix!"), wusste ich: Wir haben eine Position.
Der erste echte Testlauf lieferte Daten. Endlich! Ich öffnete die CSV-Datei am PC und sah... Datensalat.
Eine Koordinate wie 8.760277129.40 ergibt keinen Sinn.
Der Fehler? Ein einziges, winziges Komma fehlte im Code zwischen dem Längengrad und der Höhe. Ein Tippfehler, der stundenlange Messungen unbrauchbar machte. Es sind diese Momente, in denen man kurz davor ist, den Laptop zuzuklappen.
Aber wir gaben nicht auf. Wir korrigierten nicht nur das Komma. Wir entschieden uns für wissenschaftliche Strenge:
Statt der "Geschwindigkeit" (Speed) loggen wir jetzt den HDOP-Wert (GPS-Genauigkeit), damit die Daten für die Forschung validierbar sind.
Das Intervall wurde auf exakt 16 Sekunden gesetzt – perfekt synchronisiert zum 32-Sekunden-Aufnahmezyklus des TeensyBat.
Kurz vor dem Ziel stolperte ich über den letzten Fallstrick: Die SD-Karte überschrieb sich immer wieder selbst. Der ESP32 interpretierte den Befehl "Schreiben" anders als erwartet. Wir mussten auf FILE_APPEND umsteigen und bauten direkt ein intelligentes Dateisystem ein:
Der NEXUS erstellt jetzt automatisch für jeden Tag und jeden Neustart eine neue Datei (06-12-2025-1.CSV), basierend auf der exakten GPS-Zeit.
Und als Sicherheitsnetz? Wenn ich jetzt vergesse, die SD-Karte einzulegen, blinkt mich der NEXUS aggressiv an und verweigert den Dienst. Keine verlorenen Daten mehr durch Schusseligkeit.
Während ich das schreibe, liegt der NEXUS draußen bei 8°C im Auto. Er absolviert seinen Härtetest. Er ist mehr als nur ein Bastelprojekt geworden. Er ist ein präzises Messinstrument.
Was kommt als Nächstes? Ein Rotary-Encoder für die Bewölkungseingabe und eine professionelle Wetterstation für Wind und Regen. Wenn das fertig ist, habe ich mein Ziel erreicht: Ein weltweit einzigartiges Tool, gebaut für die Ansprüche echter Fledermausforschung.
Der Weg war steinig, aber der NEXUS lebt.

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