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Freitag, 12. Dezember 2025

High-Tech im Fledermauswald: Wie Projekt NEXUS die Lücke im Monitoring schließt



Wenn die Wetter-App nicht reicht

Wer Fledermäuse erforscht, lernt schnell eine Lektion: Das Wetter am Flughafen fünfzig Kilometer entfernt hat wenig mit dem Mikroklima in einer alten Eiche mitten im Wald zu tun. Doch genau dieses Mikroklima entscheidet darüber, ob eine Wochenstube bezogen wird, ob Jagdflug stattfindet oder ob die Tiere im Quartier bleiben.

In der modernen Fledermausforschung stehen wir oft vor einem Dilemma. Wir haben hochentwickelte akustische Detektoren (wie zum Beispiel TeensyBat), die uns sagen, wer da fliegt und wann. Aber das Warum bleibt oft im Dunkeln, weil uns die exakten Umweltparameter direkt am Ort des Geschehens fehlen.

Genau hier setzt mein aktuelles Projekt an, das nun nach intensiver Entwicklungszeit fertiggestellt ist: Der NEXUS.

Das Problem mit dem stationären Monitoring

Klassisches Wetter-Monitoring ist meist stationär. Man installiert eine teure Station auf einem Mast, und dort bleibt sie für Monate oder Jahre. Das ist wertvoll für Langzeittrends.

Aber Fledermausforschung ist oft dynamisch. Wir folgen den Tieren, wir kartieren neue Gebiete, wir untersuchen spezifische Strukturen wie Totholzbestände oder Höhleneingänge nur für eine Nacht. Eine stationäre Wetterstation nützt mir nichts, wenn ich heute am Waldrand und morgen tief in der Schlucht messe.

Ich brauchte ein Werkzeug, das so mobil ist wie ich selbst. Ein Gerät, das ich in den Rucksack stecken kann, das am Einsatzort sofort messbereit ist und das die Daten präzise und verlässlich loggt. Da es so etwas "von der Stange" nicht gab, hieß es: Selbst ist der Forscher.

NEXUS: Die Brücke zwischen Technik und Ökologie

Der NEXUS ist mehr als nur ein Thermometer. Er ist eine maßgeschneiderte mobile Sensor-Plattform, angetrieben von einem leistungsstarken ESP32-S3 Mikrocontroller. In den letzten Wochen habe ich – mit intensiver digitaler Unterstützung (ein Hoch auf moderne KI-Assistenz!) – Hard- und Software von Grund auf entwickelt.

Was den NEXUS zu einem echten Fortschritt für meine Arbeit macht, ist nicht nur die Summe seiner Sensoren (Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Regenimpulse, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Gaswiderstand). Es ist die Art und Weise, wie er diese Daten nutzbar macht.

Mit der finalen Software-Version (v3.0), die heute fertiggestellt wurde, ist der NEXUS von einem "Datensammler" zu einem "wissenschaftlichen Instrument" geworden.

Der entscheidende Fortschritt: Kontext statt nur Zahlen

Der größte Sprung nach vorn ist das neue Interface. Über einen Drehencoder (einen digitalen Drehknopf, ähnlich wie im Auto) kann ich nun direkt im Feld entscheidende Metadaten eingeben, bevor die Messung startet:

  1. Der Beobachter-Kontext (Bewölkung): Daten sind nur so gut wie ihr Kontext. War es eine sternenklare Nacht oder eine geschlossene Wolkendecke? Früher musste ich das im Notizbuch festhalten und später mühsam mit den digitalen Daten abgleichen. Jetzt stelle ich am NEXUS zu Beginn der Nacht den Bewölkungsgrad (0/8 bis 8/8) ein, und dieser Wert wird in jede einzelne Zeile der CSV-Datei auf der SD-Karte geschrieben.

  2. Der methodische Kontext (Mobil vs. Stationär): Messe ich punktuell an einem Baum (Stationär) oder bewege ich mich während einer Transektbegehung (Mobil)? Ein Knopfdruck am NEXUS genügt, und der Modus wird geloggt. Das ist entscheidend für die spätere statistische Auswertung, da sich die Daten je nach Bewegungsmodus anders interpretieren lassen müssen.

Fazit: Bereit für den Einsatz

Der NEXUS ist fertig. Aus Platinen, Kabeln und Sensoren ist ein robustes Werkzeug geworden. Er liefert mir nicht nur rohe Wetterdaten, sondern verknüpft sie direkt im Feld mit meiner menschlichen Beobachtung.

Das ist der Fortschritt, den ich mir erhofft hatte: Ein Gerät, das die Lücke zwischen der akustischen Detektion der Fledermäuse und den physikalischen Bedingungen ihres Lebensraums schließt. Die Lötkolben sind kalt, die Akkus sind geladen. Der Wald ruft.

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